Gedanken zum Lehrer:innenmangel

Lehrer:innenmangel: Schwund bei Ausbildung, Nachwuchs fehlt, Beruf zu wenig attraktiv.

 

Unser Schulsystem stöhnt wieder einmal unter einem eklatanten Mangel an Lehrer:innen, bedingt durch viele Pensionierungen und zu wenigen fertigen Lehramtsstudent:innen, oder ist da doch etwas anderes schuld.

Mit der Pädagog:innenbildung Neu wurde eine jahrelange Forderung erfüllt, die gleiche Ausbildung für Pädagog:innen in der Sekundarstufe 1, doch leider wurde auch dieser Weg zu einer gerechten Schule von der schwarzen Bildungsfraktion betoniert und sabotiert, durch die subversive Anwendung des neuen Dienstrechtes in der MS – alle Lehrer:innen dürfen alles unterrichten - werden die Schüller:innen zu doppelten Verlierer:innen. Einerseits durch die Vererbung der Bildung (siehe nationaler Bildungsbericht 2018) und andererseits durch systemische Bedingungen, wenn Lehrer:innen fachfremd unterrichten müssen. „Professionelle Kompetenz von Lehrkräften gilt als eine zentrale Voraussetzung für gelingende Lehr-Lern-Prozesse im Unterricht und damit für den schulischen Erfolg von Schülerinnen und Schülern“ (Dirk Richter/Petra Stanat/Hans Anand Pant. Die Rolle der Lehrkraft für die Unterrichtsqualität und den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern. Einführung in den Thementeil in: Zeitschrift für Pädagogik März 2014). Die Ausbildung wurde bis jetzt nicht konstruktiv überarbeitet. Das Unterrichtspraktikum fiel der günstigeren Induktionsphase zum Opfer.

Lehrerer:innen sind nicht nur durch den willkürlichen Einsatz ihrer Kompetenzen frustriert, sondern auch durch die einerseits wachsenden pädagogischen Herausforderungen, dazu zählen: die Kompensation gesellschaftlicher Missstände, die Ergänzung der Erziehungsarbeit der Eltern und der erfolgreiche Umgang mit "schwierigen" und verhaltensauffälligen Kindern, dies alles benötigt Ressourcen, die nicht vorhanden sind. Das Arbeitszeitmodell basiert auf der Unterrichtstätigkeit der Lehrer:innen, die aber nur ein Drittel der Gesamttätigkeit ausmacht, aber ausschlaggebend für die Besoldung ist. „Das Image der Bildungsarbeit leidet schon seit Jahren in der Öffentlichkeit“. (Wentner, Havranek LehrerIn 2000. Arbeitszeit, Zufriedenheit, Beanspruchungen und Gesundheit der LehrerInnen in Österreich SORA Institute for Social Research and Analysis, 2006)

Unterstützung für Lehrer:innen für die Hardware im Rahmen der Digitalisierung werden von der PV mit fadenscheinigen Argumenten abgelehnt. Die Wartung der Schüler:innengeräte wird gerade für kleine Schulen immer mehr zum Problem.

Unterstützungssysteme für die vielfältigen sozialen Problem an Schulen werden eingespart. Schulsozialarbeit gibt es nur in größeren Schulen und SPF wird nur mehr selten, aber mit unglaublichem Schreibaufwand verbunden, ausgestellt. Sprachheilstunden gibt es faktisch nicht mehr. Therapeutisches Unterrichtsmaterial ist mit dem normalen Schulbudget nicht leistbar.

Und zu guter Letzt sollen die Pädagog:innen auch noch ein Schulqualitätsmanagementkonzept erarbeiten.

Für Unterricht und Pädagogik, fachliche Kommunikation und Reflexion bleibt da keine Zeit mehr.

Lehrer:innen bleibt nur mehr die Flucht ins Burnout, oder in eine geringeres Beschäftigungsausmaß, oder der Wechsel in die Privatwirtschaft.

Die Bundesregierung und die schwarze PV hüllen sich in Schweigen, bis auf Schuldzuweisungen an die anderen kommt nichts. Beide stützen den Stillstand in der Bildung.

Ein strukturelles Versagen auf Kosten unserer Kinder ist dabei vorprogrammiert.

Wir fordern daher eine evidenzbasierte Reform der Pädagog:innenbildung und der Unterstützungssystem in der Bildung

Die Wiedereinführung des Unterrichtspraktikums 
Einen Schwerpunkt für inklusive Bildung in jedem Lehramtsstudium 
Eine sozial gerechte Ressourcenausstattung von Schulstandorten
Unterstützungssysteme für Junglehrer:innen für eine ausgewogenen Work-Life-Balance

 

Mag. Bernhard Weninger