Gastbeitrag - Leseförderung der Europäischen Union

Leseförderung der Europäischen Union

 

Die Beliebtheit sozialer Medien, digitaler Plattformen und Apps, hat besonders bei der jungen Generation in vielen Fällen das Lesen als Freizeitbeschäftigung abgelöst. Das Europäische Parlament hat deshalb beschlossen frühe Leseförderung und den Buchsektor stärker zu unterstützen.

Wer Informationen suchen, finden, verstehen will, wer an Gesellschaft, Kultur und Arbeitsleben aktiv teilhaben will, braucht eine gute Lesekompetenz. Im Schulalltag beklagen viele Lehrkräfte jedoch, dass das Leseverständnis in den letzten Jahren abgenommen hat. Die Beschäftigung mit dem Smartphone hat das Lesen als Zeitvertreib für Kinder und Jugendliche weit nach hinten gereiht. Treffen mit Freunden, Kommunikation am Smartphone, digitale Spiele und verschiedene sportliche Aktivitäten liegen laut der aktuellen oberösterreichischen Jugend- Medien- Studie auf den vordersten Plätzen der Freizeitaktivitäten. Lesen rangiert nur auf Platz 16.

Kulturgutschein für Bücher

Das Europäische Parlament fordert von den Mitgliedsstaaten nun mehr Initiativen zur Förderung des Lesens einschließlich der Einführung von Kulturgutscheinen, um den Erwerb und Zugang zu Büchern zu erleichtern. „Lesen erweitert nicht nur die Sprachkenntnisse, sondern fördert auch kritisches Denken. Das ist eine wichtige Grundvoraussetzung um in Zeiten von Fake News das Weltgeschehen richtig einzuordnen und als aktiver und informierter Bürger uneingeschränkt am demokratischen Prozess teilzuhaben“, sagt Europaabgeordneter Hannes Heide. Er setzt sich im Ausschuss für Kultur und Bildung für die Förderung des Buchsektors und der Lesekompetenz ein. 

Pilotprojekt „erstes Buch“

Ein europaweites Pilotprojekt möchten die Abgeordneten aus dem „Programm für das erste Buch“ machen. Bei der Initiative, die bereits in einigen Ländern erfolgreich läuft, erhalten Kinder ihr erstes Buch und einen Bibliotheksausweis aus öffentlicher Hand. So sollen auch Kinder aus bildungsfernen Familien erreicht werden und Eltern mit Bibliotheken und Büchereien in ihrer Nähe in Kontakt kommen. Insbesondere in ländlichen Regionen fordert das Parlament die EU-Staaten auf; Bibliotheken angemessene Finanzmittel zuzuweisen. Schulbüchereien spielen für dieses niederschwellige Angebot an Lesestoff ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Leidenschaft und die Begeisterung für das Lesen soll außerdem von „Lesebotschafter:innen“ inspiriert werden. Ein Netzwerk an berühmten Persönlichkeiten und Influencern soll aufgebaut werden und besonders europäischer Literatur zu mehr Bekanntheit verhelfen.

Mehr Geld für „Creative Europe“

Im Raum steht auch die Wiederbelebung des Projekts „READ ON“, das bis 2021 sehr erfolgreich junge Menschen zwischen 12 und 19 Jahren zum Lesen motiviert und gleichzeitig die Nutzung ihrer digitalen Kompetenzen gefördert hat. Finanziert durch den Fördertopf „Creative Europe“ wurden Veranstaltungen in Schulen, Jugendgruppen und Onlinenetzwerke organisiert. Projekte dieser Art verlangen allerdings nach einer Aufstockung des immer noch sehr bescheidenen Budgets für „Creative Europe“. Der Kulturausschuss fordert, das einzige direkte Kulturförderprogramm im nächsten EU-Haushalt zusätzlich mit 43 Millionen auszustatten. „Als zuständiger Verhandler der sozialdemokratischen Fraktion habe ich erfolgreich auf zusätzliche 15 Millionen Euro für den Aktionsbereich Kultur gedrängt, weil der Kultur- und Kreativsektor aufgrund multipler Krisen von Covid-Folgewirkungen, Teuerung und Inflation schwer angeschlagen ist“, so Heide. Die zusätzlichen Mittel sollen in Mobilitätsprogramme für Übersetzer:innen und aufstrebende Literat:innen, in die Barrierefreiheit von Literatur, die bisher nicht geförderte Übersetzung von Sachbüchern und in die Ausweitung des europäischen Buchpreises für Kinderliteratur fließen. 

Kein Aus für Buchpreisbindung

Die Digitalisierung und steigende Papier- und Produktionskosten setzen die Buchbranche zunehmend unter Druck. Die Krise trifft hauptsächlich Klein- und Mittelbetriebe, denn obwohl der Buchsektor zu den größten Kulturindustrien in Europa gehört, mit mehr als einer halben Million Beschäftigten und jährlich mehr als 500.000 Neuerscheinungen, sind Verlage, Buchhandel und Kreativbetriebe zum großen Teil Kleinstunternehmen. Die Europäische Kommission stockt deshalb die Mittel für die Übersetzung und Werbung im Rahmen von „Creative Europe“ auf. Die Buchpreisbindung in Österreich sieht Europaabgeordneter Heide gerade in der Krise als wichtiges Instrument: „Angesichts des zunehmenden Verkaufs von Büchern über das Internet stellt die Buchpreisbindung ein vielfältiges lokales Netz unabhängiger Buchhändler sicher und unterstützt auch die kulturelle Vielfalt am Buchmarkt“. Um die regionale Buchbranche zusätzlich zu stärken, sind Gütesiegel für unabhängige Buchhandlungen ebenso geplant wie die Auszeichnung „Gedruckt in Europa“.

Europaabgeordneter Hannes Heide vertritt die sozialdemokratische Fraktion im Ausschuss für Kultur und Bildung. Bei der Europawahl 2024 tritt er erneut als Oberösterreichs Spitzenkandidat an, um sich weiter für Bildungsprojekte und ihre ausreichende Finanzierung einzusetzen.