Gastbeitrag: Die Zukunft des Lernens: Micro-Credentials und individuelle Lernkonten
Unser Bildungsweg sollte nicht beim Abschluss der Schule oder der Ausbildung zu Ende sein. Wer über solide Kompetenzen verfügt, kann neue Chancen besser nutzen und hat in schwierigen Zeiten ein Sicherheitsnetz. Doch zu wenige Europäer und Europäerinnen nehmen regelmäßig an Fort- und Weiterbildungen teil. Oft ist Zeit- oder Geldmangel die Ursache dafür, oder den Menschen sind die vorhandenen Lernangebote und ihre Vorteile gar nicht bekannt. „Es ist wichtiger denn je, dass wir während des gesamten Berufslebens unsere Kompetenzen weiterentwickeln, nicht nur um die Anforderungen des sich rasch wandelnden Arbeitsmarktes zu erfüllen, sondern um aktiv an der Gesellschaft der Zukunft teilhaben zu können”, sagt Europaabgeordneter Hannes Heide. Besonders Kenntnisse rund um die Digitalisierung und ökologische Nachhaltigkeit sind in Zukunft gefragt. So wird beispielsweise schon jetzt an über 90 % der Arbeitsplätze in fast allen Branchen ein gewisses Maß an digitaler Kompetenz benötigt, während im Jahr 2019 nur 56 % der Erwachsenen über grundlegende digitale Kompetenzen verfügten.
Förderung für lebenslanges Lernen
Im Bildungsausschuss des Europäischen Parlaments arbeitet Heide mit an der Umsetzung eines europäischen Modells für individuelle Lernkonten. Die Mitgliedstaaten sollen für jeden EU-Bürger ein jährliches Budget für die Weiterbildung bereitstellen. Diese Ansprüche können auch gesammelt werden und während der gesamten beruflichen Laufbahn eingelöst werden. Wobei Menschen mit größerem Weiterbildungsbedarf einen höheren Anspruch erhalten. Micro-Credentials spielen dabei eine wichtige Rolle. Darunter fallen kurze Kurse und Schulungen, wie sie in vielen Berufsfeldern bereits weit verbreitet sind. Die Fähigkeiten und Kompetenzen können in kleinen Schritten erweitert werden. Auch Fortbildungen für Lehrkräfte fallen vielfach darunter. „Lebenslanges Lernen in vergleichbarer Qualität innerhalb der gesamten Europäischen Union sicherzustellen, ist für einen gemeinsamen Bildungsraum und Arbeitsmarkt entscheidend. Wir müssen einen europäischen Ansatz etablieren, der auf einer gemeinsamen Zertifizierung und gegenseitigen Anerkennung von Lernergebnissen beruht“, so Heide. Beim europäischen Sozialgipfel im Vorjahr setzten sich die Mitgliedstaaten der EU das Ziel, dass mindestens 60 % aller Erwachsenen jedes Jahr an einer Weiterbildungsmaßnahme teilnehmen sollten. Bisher lag die Beteiligung nur bei 37 % pro Jahr.